Herstellung des eigenen Jahrgangssekts

Ein Projekt, das alle Facetten des Studiums in sich vereint, ist die Herstellung des eigenen Jahrgangssekts. Jede der Studierendengruppen stellt in diesem Projekt nicht nur den eigenen Schaumwein her, sondern entwirft auch eine komplette Marketingkampagne. Das bedeutet die Zielgruppen, Markteintrittsstrategie, Vermarktungskanäle und Preispositionierung zu definieren und die Kommunikation mit den Konsumenten zu entwickeln. 

Die Arbeitsschritte

1

1. Studienjahr

  • Theoretische Grundlagen
  • Marktforschung
  • Gruppenfindungsphase
2

2. Studienjahr

  • Herstellung der Sektgrundweine
  • Cuvéetierung
  • Stabilitätstests
  • Füllung
  • Flaschengärung
  • Abrütteln
3

3. Studienjahr

  • Degorgieren & Dosage
  • Ausstattung der Flasche
  • Vermarktungsstrategie
  • Abschlusspräsentation

1. Die Findungsphase

Zu Beginn des Studiums lernen die Studierenden die theoretischen Grundlagen der Perl- und Schaumweinbereitung kennen. Zentrale Fragestellungen, die während des ersten Theoriesemesters beantwortet werden, sind beispielsweise:

  • Was ist überhaupt Sekt und welche Arbeitsschritte sind notwendig?
  • Was ist der Unterschied zwischen Sekt und Secco?
  • Wie kommt die Kohlensäure in den Secco?
  • Was ist das Besondere am Winzersekt?

Nachdem der theoretische Grundstein gelegt wurde, geht es im zweiten Theoriesemester des ersten Studienjahres in die Gruppenfindungsphase. Hier stellt man Überlegungen zur Zielgruppe und zum Unique-Selling-Point (USP) an. Der USP definiert die Andersartigkeit wie Besonderheit des Sekts bzw. der eigentlichen Idee und wie die Zielgruppe damit angesprochen werden kann.

Bevor es wieder in die Praxisphase geht, entscheidet jede Gruppe, wie das Cuvée hergestellt werden soll und welche Rebsorten hierfür verwendet werden.

2. Die Sektgrundweinherstellung

In der darauffolgenden Praxisphase stellt jeder Studierende seinen eigenen Sektgrundwein her. Bei der Sektgrundweinherstellung ist es wichtig, dass die Trauben mit einem niedrigeren Mostgewicht gelesen werden, da ansonsten der spätere Alkoholgehalt durch die zweite Gärung zu hoch sein würde. Deswegen ist es entscheidend, dass die Studierenden ihr erlerntes Wissen aus der Theoriephase in die Planungen für die eigene Sektgrundweinherstellung mitnehmen. Demnach liegt die gesamte Planung rund um die Auswahl des Weinbergs, die Organisation der Lese, die Traubenlese selbst sowie den Ausbau des Sektgrundweins in Absprache mit dem dualen Partner bei den Studierenden selbst.

3. Die Cuvéetierung

Im Sommersemester werden die Sektgrundweine der einzelnen Gruppenmitglieder verkostet, um herauszufinden, wie die optimale Cuvée zusammengestellt werden soll. Hier ist vor allem das sensorische Know-how der Studierenden gefragt.

4. Fülldosage - Tirage

Auf der Reise zum eigenen Sekt ist die Füllung der fertigen Cuvée ein aufregender Schritt. Hier sind im Voraus einige wichtige Arbeitsschritte notwendig, um alles optimal auf die Füllung vorzubereiten. Der fertigen Cuvée wird dann eine Mischung aus Zucker und Reinzuchthefe zugesetzt. Diese sogenannte Fülldosage sorgt für die zweite Gärung in der Flasche. 

5. Flaschengärung und Hefelager

Ein guter Sekt benötigt vor allem eines und das ist Zeit. Im kühlen Keller der LVWO Weinsberg erfolgt über mehrere Wochen die zweite alkoholische Gärung in der Flasche. Dabei entsteht Kohlensäure, die sich im Wein löst und den Druck ansteigen lässt. So können die Studierenden den Fortschritt der Gärung beobachten – der Schaumwein entsteht.

6. Rütteln - Die Remuage

Nachdem die alkoholische Gärung abgeschlossen ist, werden die Flaschen schrittweise kopfüber gedreht, sodass sich die Hefe im Flaschenhals sammelt. Dies geschieht traditionell von Hand und wird von unseren Studierenden über einen Zeitraum mehrerer Monate selbstständig durchgeführt.

Während des Rüttelns setzt sich die Hefe nach und nach in der Flasche ab. Ab Ende der Remuage hat sich die Hefe vollständig im Flaschenhals abgesetzt.

7. Degorgieren

Im darauffolgenden Theoriesemester steht das Degorgieren an. Hier wird der Hefepfropf im Flaschenhals durch Einfrieren entfernt. Beim Öffnen der Flasche schießt der Druck die Hefe heraus.

Vor dem endgültigen Verschließen wird die Dosage - eine Mischung aus Wein und ggf. Zucker - zugegeben, die den gewünschten Süßegrad (z. B. brut, extra trocken) bestimmt. Die genauen Mengen wurden im Voraus von den Studierenden selbst berechnet und verkostet.

8. Verschluss und Etikettierung

Die Reise ist nun fast abgeschlossen. Im letzten Sommersemester werden die Flaschen dann noch mit Naturkork und Agraffe verschlossen, etikettiert und für den Verkauf vorbereitet.

9. Das Vermarktungskonzept

Das beste Produkt ist nichts ohne einen Namen, der eine Geschichte erzählt, eine leicht wahnwitzige Marketingidee präsentiert oder einen ganz neuen Vertriebsweg in den Fokus nimmt. Unterschiedliche Marketingansätzen und Schwerpunkte führen die Studierenden zu neuen Ideen. 

Sobald die Etiketten fertiggestellt und auf die Flaschen geklebt wurden, werden die definierten Vertriebswege erschlossen, die Preispositionierungen (z.B. UVP und Aktion-Preis), das Kommunikationskonzept – je nach Zielgruppe - über die Sozialen Medien und die Vermarktungsaktivitäten umgesetzt . Die Studierenden erstellen Filme, Fotos und einen eigenen Kanal auf Instagram, planen Events und dokumentieren die Marketing-Reise. In jedem Jahr werden spannende neue Ideen entwickelt: Eventpräsentationen in Weinlokalen vor geladenem Publikum, Verkostungen mit dempassenden Sommer- und Herbstmenüs oder eine Video-Anleitung zum Sabrieren (Köpfen) der Sektflasche. Durch diese verschiedenen Aufgaben erwerben die Studierenden Marketing-Expertise in der Konzeption, der Entwicklung eines Corporate Designs, dem Erstellen von Fotos und Filmen und der Präsentation vor Publikum. 

10. Abschlusspräsentation

Die Reise endet mit dem großen Finale, dem Tag, auf den die Studierenden über die gesamte Studierendenzeit hingearbeitet haben: das Datum der Abschlusspräsentation. Die Jury im Festsaal der LVWO verkostet und beurteilt die Sektkreationen, die jede der Gruppen über die Dauer von drei Jahren entwickelt, produziert, kalkuliert und vermarktet hat.