Gesundheitsförderung durch individuelle Risikoabschätzung – INAT

Obwohl allgemeine Ernährungsempfehlungen seit Jahrzehnten verfügbar sind, hat die Prävalenz von ernährungsbedingten Erkrankungen stark zugenommen. Eine personalisierte Ernährungsstrategie bietet hingegen eine innovative Alternative, die das Potential zur individuellen Gesundheitsförderung ausschöpfen kann.

Im Rahmen der Forschungsgruppe „Personalisierte Ernährung“ wird an der DHBW Heilbronn seit 2021 am Projekt „INAT“ (Individual Nutrition Advisory Tool) geforscht. Ziel dieses innovativen Vorhabens ist die Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten, personalisierten und dynamischen Beratungstools, das die individuelle Gesundheitsförderung durch Ernährungsempfehlungen maximiert. Die Optimierung dieser Ernährungsstrategie geschieht auf der Grundlage der Maximierung von erwarteten Lebensjahren in Gesundheit (Quality-Adjusted Life Years, QALYs). 

Das größte Gefährdungspotential beruht auf der Inzidenz von kardiovaskulären Erkrankungen, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes, mehreren Krebsarten und Altersdemenz. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind sie für knapp 75 % der weltweiten Todesfälle verantwortlich, was die Relevanz der Primärprävention in diesem Bereich deutlich macht. Während das Auftreten der genannten Erkrankungen durch die Aufnahme von Nährstoffen praktisch nicht beeinflusst wird, wird dieses Risiko maßgeblich durch den Verzehr von bestimmten Lebensmittelgruppen beeinflusst. 

Die durch das individuelle Risikoprofil bedingte, bestmögliche Kombination der Aufnahme von Lebensmittelgruppen zur Maximierung von QALYs ist bislang unbekannt und wird derzeit im Projekt INAT erforscht. Somit leistet das Projekt einen Beitrag zur evidenzbasierten Primärprävention der genannten nicht-übertragbaren Erkrankungen. Das Projekt INAT wird es ermöglichen, mehr gesunde Lebensjahre (QALYs) im Vergleich zur Befolgung von allgemeinen Ernährungsempfehlungen zu erreichen. Zudem ist INAT modular aufgebaut, wodurch es jederzeit möglich ist, weitere Aspekte wie z. B. Nachhaltigkeit, zu berücksichtigen.

Wie funktioniert INAT?

Das INAT-Tool ermöglicht es, das individuelle Risiko für die Entstehung bestimmter nicht-übertragbarer Erkrankungen (Non-Communicable Diseases, NCDs) auf Basis des Konsums von 18 relevanten Lebensmittelgruppen zu bewerten. Dabei werden auch persönliche Faktoren wie Alter, Geschlecht, BMI, Rauchverhalten und körperliche Aktivität einbezogen. Die Berechnung erfolgt über mathematische Modelle (z. B. Markov-Ketten und Bayesian Networks), die auf Dosis-Wirkungs-Beziehungen zwischen Lebensmittelverzehr und Erkrankungsrisiken basieren. Dadurch wird es möglich, personalisierte Verzehrsempfehlungen auf Basis von Lebensmittelgruppen auszusprechen. Diese Empfehlungen werden kontinuierlich an die Bedürfnisse des/der Nutzer*in durch einen Feedbackmechanismus angepasst, um die Motivation langfristig aufrecht erhalten zu können.

Auf welchen Daten basiert INAT?

Die Risikobewertung basiert ausschließlich auf Dosis-Wirkungs-Beziehungen aus Meta-Analysen und statistischen Auswertungen der Krankheitslast in Deutschland (Statistisches Bundesamt). Dieses Basisrisiko ist an die in der Nationalen Verzehrsstudien dokumentierte Ernährungsgewohnheiten gekoppelt. Zudem werden individuelle Faktoren wie Alter, Geschlecht, BMI, körperliche Aktivität und Rauchverhalten zu Beginn durch die Nutzer*innen eigenständig erfasst und berücksichtigt.

Wie soll INAT genutzt werden?

INAT soll in Zukunft als eine digitale Anwendung (INAT-App) mit benutzerfreundlicher Oberfläche, Gamification-Elementen und KI-gestützter Optimierung angewandt werden. Erste Interventionen zur Anwendbarkeit und Verständlichkeit der App werden derzeit erforscht. Die Praxistauglichkeit von initialen Versionen wird in Interventionsstudien untersucht und auf Validität geprüft werden. Die finale Version der App wird zukünftig als Primärpräventionsmaßnahme öffentlich zugänglich gemacht. Die Forschungsergebnisse werden fortlaufend in Fachzeitschriften publiziert und tragen dazu bei, die personalisierte Ernährung in der Praxis zu etablieren.

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