Vom DHBW-Studenten zum Goldenen Zuckerhut: Paul Schledt lebt Nachhaltigkeit im Handel
Seit 1990 gibt es die Stiftung Goldener Zuckerhut auf gemeinsame Initiative hin von Handel, Industrie und der Lebensmittel Zeitung. Ziel ist die Förderung und Weiterbildung qualifizierter Nachwuchskräfte. In diesem Jahr gehört Paul Schledt, Alumnus der DHBW Heilbronn im Studiengang BWL-Food Management, zu den Preisträger*innen.
Herr Schledt, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Goldenen Zuckerhuts! Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen, dass Sie diesen renommierten Preis erhalten?
Vielen Dank! Als ich die Nachricht erhalten habe, war das wirklich eine Mischung aus Freude, Dankbarkeit und Stolz. Der Goldene Zuckerhut ist ja eine ganz besondere Auszeichnung, und es ist für mich persönlich eine große Ehre, ihn entgegenzunehmen. Gleichzeitig sehe ich den Preis nicht nur als Anerkennung meiner Arbeit, sondern vor allem als Wertschätzung für die gesamte Alnatura Arbeitsgemeinschaft. Ohne das Engagement und die Leidenschaft aller Kolleginnen und Kollegen wäre so ein Erfolg gar nicht möglich.
Was hat Sie damals dazu bewegt, Food Management an der DHBW Heilbronn zu studieren?
Mich hat an dem Studium besonders die Kombination aus Wirtschaft und Ernährung interessiert. Ich fand es spannend, beides miteinander zu verbinden – also nicht nur zu verstehen, wie Lebensmittel hergestellt werden, sondern auch, wie sie erfolgreich und nachhaltig vermarktet werden können. Der duale Ansatz der DHBW Heilbronn war dann das Tüpfelchen auf dem i: Praxis und Theorie zu verknüpfen, hat mir ermöglicht, das Gelernte direkt im Berufsalltag anzuwenden und umgekehrt die Erfahrungen aus der Praxis ins Studium einzubringen.
Gibt es Erlebnisse oder Lehrinhalte aus dem Studium, die Ihnen bis heute in Ihrer täglichen Arbeit helfen?
Gerade die Exkursionen zu den Erzeugerbetrieben haben uns praktisch vor Augen geführt, wo unsere Lebensmittel herkommen und wie sie verarbeitet werden. Nur so kann man auch einschätzen, wieviel Ressourcen zum Beispiel in einen nachhaltigen Obstanbau fließen und warum Bio-Äpfel dann auch mehr kosten- im Einkauf und Verkauf. In meinem Job sind vor allem die Verhandlungsseminare Gold wert, da ich viel mit unseren Erzeugern und Lieferanten telefonieren und verhandeln muss.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Mein Arbeitstag startet früh am Morgen mit einem Lagerrundgang, um die Qualität unserer Produkte im Blick zu behalten und das Sortiment an die Saison anzupassen. Ich kümmere mich um die Disposition und den Einkauf von über 150 Alnatura Super Natur Märkten. Da kann man sich vorstellen, dass das viel Zeit am Telefon und am PC bedeutet, um mich mit unseren Lieferanten und Erzeugern abzustimmen.
Alnatura steht für biologische Landwirtschaft und nachhaltige Wertschöpfung. Wie lässt sich dieser Anspruch im Einkauf konkret umsetzen?
Wir haben ausschließlich Bio-Ware im Sortiment und legen unseren Fokus auf Verbandsware und die regionale Beschaffung. Je nach Verfügbarkeit handeln wir auch Ware aus ganz Deutschland, Europa und Übersee, aber nie Flugware. Das können wir garantieren, indem wir auf langfristige Partnerschaften mit unseren Erzeugern setzen und gemeinsam mit ihnen den Anbau planen. Stichwort Verpackung: 90 Prozent unseres Sortiments wird unverpackt angeboten, der Transport erfolgt größtenteils in Mehrwegkisten.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Beschaffung von Obst und Gemüse – gerade in Zeiten des Klimawandels oder globaler Lieferkettenprobleme?
Wie alle anderen sind auch unsere Erzeuger von der Witterung abhängig – Ernteausfälle und Wassermangel aufgrund von extremen Wetterlagen beschäftigen uns schon seit längerer Zeit. Empfindliche Kulturen wie Beeren, Salate oder Steinobst reagieren hier besonders stark. Wichtig ist flexibel aufgestellt zu sein, um schnell auf Veränderungen und Ausfälle reagieren zu können.
Was können Verbraucher, Handel und Erzeuger für mehr Nachhaltigkeit tun?
Ganz einfach, den Bio Landbau durch das Konsumverhalten der Verbraucher und Konzepte im Handel fördern. Wir sind noch sehr weit weg von den angestrebten 30% Bioanteil in Deutschland. Jeder einzelne von uns trifft täglich die Kaufentscheidung am Regal. Und der Kauf von Bio Produkten ist die einfachste Art einen aktiven Beitrag für gesunde Böden, Artenvielfalt und Emissionsreduktion zu leisten. Darüber hinaus hat Bio Obst & Gemüse den Vorteil, dass es frei von Schadstoffen und sehr geschmacksvoll ist. Demnach ist unser Ziel, dass der ökologische Landbau im Einklang mit der Natur zum Standard wird.
Was motiviert Sie jeden Tag in Ihrer Arbeit?
Ich habe das Glück mit engagierten Erzeugern und einem tollen Team zusammen zu arbeiten. Den ersten Super Natur Markt haben wir 1987 in Mannheim eröffnet, jetzt sind es schon über 150 Märkte. Mit anderen Worten: Wir bewirken eine nachhaltige Veränderung bei den Verbrauchern. Wir machen eine sinnvolle Arbeit, die Wirkung zeigt – auch in Zahlen. Zu sehen, wie unsere Arbeit in den farbenfrohen und vielfältigen Obst- und Gemüsetheken unserer Märkte Gestalt annimmt, begeistert mich immer wieder.
Welche Ziele haben Sie persönlich noch – beruflich und vielleicht auch darüber hinaus? Wie werden Sie das Preisgeld anlegen?
Ich werde das Preisgeld für meine fachliche Weiterentwicklung einsetzen – und zwar für die Ausbildung zum Fruchthandelsexperten an der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Damit möchte ich meine Kompetenzen weiter ausbauen, um noch besser wirken zu können.




