„Trust the Process“ – Schwimmer Nikolaos Adamidis über Spitzensport, Studium und Durchhaltevermögen

Nikolaos Adamidis ist nicht nur Student im sechsten Semester im Studiengang BWL-Handel – International Retail Management an der DHBW Heilbronn, sondern auch Spitzensportler und Stipendiat. Im Interview spricht er über seine Leidenschaft fürs Schwimmen, die Herausforderungen des Doppelalltags zwischen Sport und Studium und warum es sich lohnt, auch in schwierigen Zeiten dranzubleiben.

Nikolaos, wie und wann hast du mit dem Schwimmen begonnen – und was fasziniert dich so daran?
Ich habe mit drei Jahren angefangen – zuerst spielerisch, aber mit sechs habe ich dann schon dreimal pro Woche trainiert. In der Pubertät habe ich kurz eine Pause eingelegt und andere Sportarten ausprobiert. Aber am Ende hat es mich wieder zurück ins Wasser gezogen. Schwimmen ist für mich wie Abschalten – ich tauche im wahrsten Sinne des Wortes in eine andere Welt ein. Egal, wie stressig der Tag war, im Wasser wird mein Kopf frei.

Gab es bisher einen besonderen Höhepunkt in deiner Karriere?
Es sind viele kleine, aber bedeutende Momente, die sich aneinandergereiht haben – zum Beispiel das Sportstipendium in den USA oder Podiumsplätze bei internationalen Meisterschaften. Aber ich hoffe, der größte Moment liegt noch vor mir.

Du startest für den Verein PAOK Thessaloniki. Wie kam es dazu – und was bedeutet dir das?
Ich war schon immer PAOK-Fan, auch wenn ich für zwei Jahre Olympiacos Piräus repräsentiert und zwischenzeitlich auch in Athen gelebt habe. Dort konnte ich dank guter finanzieller Unterstützung Vollzeit trainieren. Für PAOK zu starten ist für mich eine Herzenssache.

Was sind die größten Unterschiede zwischen Deutschland und Griechenland, wenn es um Trainings- und Wettkampfbedingungen geht?
In Griechenland ist die Struktur anders. Dort gibt es große Vereine, die viele Sportarten unter einem Dach vereinen. Auch weniger populäre Sportarten profitieren vom Sponsoring – etwa durch den Fußball. Außerdem werden dort die nationalen Meisterschaften im Fernsehen übertragen. In Athen gab es sechs Schwimmbäder im näheren Umkreis – alle innerhalb von 30 Minuten erreichbar – und natürlich das Meer. Hier in Deutschland sind Trainingszeiten schwerer zu koordinieren, weil die Schwimmbäder nicht exklusiv den Vereinen zur Verfügung stehen. 

Was motiviert dich an harten Tagen – sei es im Wasser oder im Hörsaal?
Ich bin ziemlich stressresistent. Wenn das Adrenalin vor Wettkämpfen durch den Körper pumpt, ist das für mich eher ein positiver Stress. Im Schwimmen trainiert man oft monatelang für einen einzigen Lauf – ein Moment, der 22 Sekunden andauert, in denen alles passen muss. Fehler darf man sich da keine erlauben. Einen klaren Kopf zu behalten ist essenziell.

Wie sehen deine Pläne nach dem sechsten Semester aus – beruflich und sportlich?
Ich werde bei meinem Dualen Partner, der Schwarz Beschaffung GmbH, bleiben. Mein Alltag wird sich dann zwischen Vollzeitjob und Sport aufteilen. Zum Glück unterstützt mich mein Arbeitgeber und ermöglicht flexible Arbeitszeiten – so kann ich vor und nach der Arbeit trainieren. Nach einer krankheitsbedingten Pause arbeite ich mit einem neuen Trainer daran, wieder zum Spitzenniveau in meinem Sport aufzuschließen. Momentan sieht es sehr gut aus.

Was würdest du jungen Sportlerinnen und Sportlern raten, die Spitzensport und Studium kombinieren möchten?
Man braucht ein unterstützendes Umfeld – sei es die Familie, meine Kommilitonen oder mein Studiengangsleiter. Dazu Fleiß, gutes Zeitmanagement und die Bereitschaft, auch Rückschläge wegzustecken. Auslandserfahrung ist Gold wert – mein USA-Stipendium hat mir viel gebracht. Ich sage immer: Im Sport gibt es mehr Misserfolge als Erfolge. Umso schöner sind die Erfolge. Man braucht Durchhaltevermögen. Aber es lohnt sich. „Trust the process“ – das habe ich gelernt.

Wie sieht dein Training konkret aus?
Ich schwimme Freistil, früher auch Rücken und Schmetterling. Der Fokus liegt derzeit auf der Strecke „50m Freistil“. Dementsprechend werden nicht wie in der Vergangenheit 5-7 km pro Wassereinheit geschwommen. Es sind eher 1,5-2,5km. Dafür liegt die Intensität bei 110%. Zusätzlich zu den Trainingseinheiten im Wasser kommt noch das Krafttraining im Fitnessstudio hinzu.

Foto Copyright: Nico Kurth