Smart Stores 24/7 – eine dynamische Nische im Lebensmitteleinzelhandel

Vor neun Jahren eröffnete Amazon Go seinen ersten Grab-and-Go- Store in Seattle, inzwischen hat der Händler-Gigant seinen Roll-out auf Eis gelegt. tegut folgte vor drei Jahren mit Teo als einer der ersten Händler in Deutschland, andere Händler schlossen sich dem Konzept in rasantem Tempo an. Mittlerweile existieren mehr als 123 Smart-Store-Konzepte in Deutschland und Europa, deutschlandweit gibt es 77 verschiedene unbemannte Smart Store 24/7 Konzepte. Im Whitepaper #23 der DHBW Heilbronn von Prof. Dr. Stephan Rüschen und Julia Schumacher „Smart Stores 24/7 – wo stehen wir nach zwei Jahren?“ nehmen sie die einzelnen Lösungen und die Entwicklungen auf dem deutschen und europäischen Markt unter die Lupe und stellen zehn Thesen für die Entwicklung der nächsten Jahre auf.

Smart Stores 24/7 sind unbemannte Stores mit i. d. R. fünf Merkmalen: Unbemannt (ohne Personal), 24/7 geöffnet, vorab Idenfizierung/Registrierung durch den Kunden, bargeldlose Bezahlung, kleine Stores (Tiny). Die Smart Stores unterteilen sich in sogenannte Walk-in-Konzepte, bei denen der Kunde einen Verkaufsraum betreten kann und die Waren aus dem Regal entnimmt, und Automated Boxes, bei denen die Ware für den Kunden nicht direkt zugänglich ist. Der Kunde wählt über eine Eingabe (am Automaten, über eine App und/oder an einem Terminal) seine Produkte aus, die dann von der Automated Box mit unterschiedlichsten Technologien kommissioniert und ausgegeben werden.

Neue Entwicklungen
Smart Stores sind ein sehr dynamisches Marktsegment und in den letzten zwei Jahren zu einer boomenden Nische im LEH geworden. Das Grab-and-Go-Konzept verlangt vom Betreiber hohe Investitionen, die sich erst bei einer größeren Anzahl von Stores amortisieren. Daher ist das Self-Check-Out-Konzept in Deutschland mit mittlerweile 28 Konzepten die vorherrschende Lösung (Anstieg von drei auf 28 Konzepte in nur zwei Jahren).

Zehn Thesen zur Entwicklung in den nächsten Jahren:

  1. Allein in Deutschland gibt es 8.000 unterversorgte ländliche Gebiete. Daher wird sich das Smart-Store-Konzept vor allem im ländlichen Raum etablieren.
  2. Noch immer ist der Store mit Kassen-Self-Checkout die dominierende Technologie in Deutschland, Grab-and-Go Technologien rentieren sich bisher noch nicht.
  3. Genehmigungsverfahren, User Experience, die Logistik und Diebstähle sind keine Bagatellen, sondern stellen ernsthafte Herausforderungen dar.
  4. Die Grab-and-Go-Technlogie wird sich in den nächsten fünf Jahren in Deutschland nicht durchsetzen.  
  5. Die einfacheren Walk-In/Self-Checkout-Technologien haben die Testphase bestanden und befinden sich bereits im Roll-out.
  6. Für die Stadt wird immer noch nach dem besten Konzept gesucht.
  7. Smart Stores können – wie Lekkerland/Rewe zeigen - eine sinnvolle Ergänzung zu den traditionellen Geschäften sein. Verschiedene Technologien sind hier in der Testphase.
  8. Automatenboxen haben aufgrund der nicht existierenden Diebstahlgefahr großes Potential.
  9. Das Automatengeschäft mit Smarter Technologie ist im Aufwind (Smart Fridges).
  10. In den nächsten zwei-drei Jahren werden noch weitere Anbieter auf den Markt kommen, danach beginnt die Konsolidierung.

In den kommenden Jahren wird die DHBW Heilbronn mit ihrem Kompetenzzentrum Handel Smart Stores 24/7 weiterhin als Forschungsschwerpunkt begleiten, analysieren und neue Erkenntnisse zur Verfügung stellen.

Das Whitepaper #23 kann unter folgendem Link kostenlos heruntergeladen werden:

https://handel-dhbw.de/schriftenreihe/whitepaper/elementor-10137/