Die 21. Frauenwirtschaftstage in Heilbronn: Stark. Fair. Gemeinsam.

Die Frauenwirtschaftstage in Heilbronn feierten im letzten Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum und sind auch 2025 wieder ein Teamerfolg von acht Partnerinnen der Region Heilbronn-Franken. Unter dem Motto „Stark. Fair. Gemeinsam.“ konnten sich 120 Besucherinnen in sechs verschiedenen Workshops weiterbilden. Wie Frauen mit dem Thema Finanzen umgehen und wie sie am besten für das Alter vorsorgen, war das Thema der Keynote von Prof.in Dr.in Marlene Haupt, Professorin für Volkswirtschaftslehre und Sozialpolitik an der Hochschule München.

Brauchen wir eigentlich noch einen Frauenwirtschaftstag? Diese Frage stellte Prof.in Dr.in Yvonne Zajontz, Gleichstellungsbeauftragte der DHBW Heilbronn, zu Beginn der Veranstaltung. Die Zahlen in Heilbronn geben eine klare Antwort: Auf jeden Fall. 

Sehr deutlich wird der Unterschied in der Erwerbssituation: Während Männer überwiegend in Vollzeit arbeiten (90,2%), sind es bei den Frauen nur 55%. Fast die Hälfte der Frauen (45%) arbeitet in Teilzeit. Im Jahr 2013 waren es noch 42%. Der Anteil der teilzeitbeschäftigten Männer ist im gleichen Zeitraum nur geringfügig um 2,3% gestiegen. Der Gender Pay Gap für Baden-Württemberg liegt bei 22 Prozent (4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt). Und dem Gender Pay Gap schließt sich nahtlos der Gender Pension Gap an: Im Stadtkreis Heilbronn erhalten Frauen 35 Prozent weniger Rente als Männer (Stand 2023, gesetzliche Rentenversicherung). Die Frauenwirtschaftstage sind für alle Teilnehmerinnen die ideale Plattform, um später selbstbewusst und informiert ihre Zukunft zu gestalten und vielleicht auch in der Mittagspause mal über das Thema Finanzen zu sprechen. 

Frauen und Finanzen – raus aus der Komfortzone!
Ein Thema, so Keynote-Speakerin, Prof.in Dr.in Marlene Haupt, bei dem sich 30 Prozent der Frauen immer noch auf andere verlassen. Doch hier unterschätzen sich Frauen konsequent: Wenn Frauen im Kapitalmarkt investieren, liegen ihre Renditen um zwei Prozent höher als die der männlichen Investoren (Studie Trade Republic). Deshalb rät sie: Raus aus der Komfortzone! Haupt warnt allerdings vor sogenannten rosa Finanztipps, besonders von Female Finance Influencern. Hinter diesen Instagram-Accounts verbergen sich oft Versicherungen, die Produkte verkaufen wollen. Um selbstbewusst und informiert entscheiden zu können, sollten unabhängige Quellen genutzt werden. Der Vier-Schritte-Plan ist einfach: einen Überblick verschaffen, Investments entscheiden und automatisieren, sich neutral informieren und Vermögen aufbauen und – ganz wichtig: miteinander über Geld sprechen. 
Für die Bestandsaufnahme zur Altersvorsorge empfiehlt Haupt das noch zu wenig genutzte digitale Renten-Portal www.rentenuebersicht.de der Deutschen Rentenversicherung. Hier kann jede ihre gesetzlichen, betrieblichen und privaten Fürsorgeansprüche einsehen. 

Sechs Workshops – sechs Themen 
Wer nach der Keynote seine Kenntnisse zum Thema Finanzen erweitern wollte, ging in den Workshop „Frauen und Geld“ von Marlene Haupt und konnte praxisnahe Tipps zur Finanzbildung und der Altersvorsorge erhalten.  Oder lernten, KI und Prompts im Arbeitsalltag einzusetzen mit der KI-Expertin vom Fraunhofer Institut Anamaria Cristescu. Die Teilnehmerinnen des Workshops von Trainerin und Coachin Dr. Verena Thumsch erhielten ein praktisches Instrument zum Selbstcoaching und einen konkreten Plan für mehr Selbstfürsorge. Andere lernten, wie moderne Elternschaft gelingen und man den Familienalltag besser strukturieren kann mit der Co-Founderin des Modern Parenting Programs Dr.in Christina Korntreff. Im nächsten Workshop erstellten die Teilnehmerinnen eine Zielcollage zu ihren eigenen Träumen und Vorhaben mit Trainerin Lisa Kosmalla. Das Thema „Stark. Fair. Gemeinsam.“ griff Referentin Belkisa Geutner in ihrem Workshop auf und zeigte durch Rollenspiele, wie echte Zusammenarbeit zwischen Frauen und Männern gelingen kann. 

Rundum wohlfühlen 
In der Mittagspause gab es ein reiches Spezialitäten-Buffet des Türkischen Frauenvereins. Was das Programm der Frauenwirtschaftstage von anderen Angeboten unterscheidet, ist das praktische Angebot für Frauen mit Kindern: Mütter konnten ihre Kinder im eigens eingerichteten Kinderzimmer von einer Fachkraft betreuen lassen und sich parallel weiterbilden. 
Unter den Teilnehmerinnen waren Berufseinsteigerinnen und Studentinnen, genauso wie Frauen, die Kinder und Berufsalltag balancieren, aber auch erfahrene Führungskräfte. „Dass die Frauenwirtschaftstage immer sehr schnell ausgebucht sind, zeigt, dass wir dringend mehr Weiterbildungsangebote für Frauen in der Region brauchen“, kommentierte Gudula Achterberg, MdL Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Heilbronn. 

Teamleistung von acht Partnerinnen
Die jährlichen Frauenwirtschaftstage sind eine Teamleistung der folgenden Partnerinnen: Kontaktstelle Frau und Beruf Heilbronn-Franken, Hochschule Heilbronn, Regionalbüro für berufliche Fortbildung Heilbronn und Schwäbisch Hall, Frauenbeauftragten der Stadt Heilbronn, Haus der Familie, Bundesagentur für Arbeit, Landratsamt Heilbronn und DHBW Heilbronn.