„Apple und Google sind die neue Konkurrenz für Porsche.“

Beim Students‘ Executive Talks an der DHBW Heilbronn sprach der CEO von Porsche Consulting, Eberhard Weiblen, in der letzten Woche vor 250 Studierenden von der Zukunft der Mobilität. Nach zwei Jahren Pandemie fand die Veranstaltung zum ersten Mal wieder in Präsenz in der Aula am Bildungscampus statt.

Der Chef von Porsche Consulting liebt den Dialog, nicht nur um zu lehren, sondern zu lernen. „Wie sind Sie heute hierhergekommen?“, war seine erste Frage an die Studierenden. Die Mehrzahl kam zu Fuß, danach folgte das Auto, das Fahrrad nahmen nur wenige. Auch Weiblen selbst kam mit dem Auto nach Heilbronn, mit dem E-Flagschiff Taycan und ist begeistert: „Ich möchte eigentlich nicht mehr weg vom E-Auto“. 

Mobilität ist komplex
Gleich zu Beginn seines Vortrags wurde klar: Mobilität ist ein kompliziertes Thema mit vielen Stakeholdern und Interessenskonflikten. Weiblen wünscht sich eine ganzheitliche Betrachtung des Problems. Die Frage ist nicht, wie man von A nach B kommt, sondern in welcher Stadt und in welcher Zukunft man leben möchte. Dabei sind die Herausforderungen komplex: In Afrika und Asien werden Städte zu Megacities von 80 Millionen und mehr Einwohnern wachsen. Diese Städte werden den enormen Energieverbrauch der letzten Jahre weiter in die Höhe treiben. Gleichzeitig bieten sie nicht mehr genug Platz für Wohnraum, eine gute Infrastruktur und Erholungsmöglichkeiten für alle. Einige Städte verlegen daher schon jetzt die Lösungen für ihre Probleme in die Vertikale: In Singapur verschwinden die Straßen unter Grünflächen, der Verkehr wird unter die Erde verlagert. In Bogotá fährt seit einigen Jahren eine Seilbahn über die engen Viertel der Stadt. Damit können die Einwohner zu erschwinglichen Preisen in nur 15 Minuten ans Ziel kommen.

Von Diskussionskultur und Entscheidungsfreudigkeit
Doch nicht alle Städte und Regionen sind so experimentierfreudig. Deutschland ist zwar Vorreiter in der Entwicklung neuer Technologien, aber die Umsetzung passiert am anderen Ende der Welt. So wurde der Transrapid zwar in Baden-Württemberg entwickelt, aber trat seine erste Fahrt in Shanghai an. „ich wünsche mir mehr Entscheidungsfreude“, sagt Weiblen über die deutsche Diskussionskultur. Es ist gut, die Wünsche der Bürger zu kennen, so wie es zum Beispiel im Bürgerforum in Frankfurt passiert. Aber dann ist es wichtig, sich auf Lösungen zu einigen und schnell zu umzusetzen.

Konnektivität und Digitalisierung als Haupttreiber
Das Auto als Statussymbol gehört der Vergangenheit an. „Sicher wird es immer noch Menschen geben, die einen Porsche besitzen wollen“, versichert Weiblen. Doch die Zukunft der Automobilindustrie liegt in neuen Service-Konzepten, in der Digitalisierung und der Konnektivität. Weiblen sieht eine 50-prozentige Chance, dass Deutschland weiterhin eine führende Rolle auf dem Automobilmarkt übernehmen kann. „Doch wir müssen verdammt viel Gas geben“, so Weiblen. Die neue Konkurrenz kommt nicht nur aus China, sondern auch von Apple und Google. Was Kunden der Zukunft verlangen, sind digitale Dienste und die Möglichkeit, zu schlafen, während das Auto selbst fährt. Für diese Entwicklungen braucht es fähige Software-Ingenieure in Deutschland, die Lust haben, die neue Mobilität zu entwickeln.

Mobilität im Alltag entdecken
Mobilität ist für Weiblen nicht nur Beruf, sondern Berufung. Weiblen, der 1998 als fünfter Mann an Bord der neu gegründeten Beratungsfirma Porsche Consulting kam, ist zwar heute Chef von über 700 Mitarbeitern, aber hat sich etwas bewahrt, das beste Kundenberatung ausmacht: Neugier. Sein tägliches Leben ist ein Experimentierlabor der Mobilität. 200.000 Kilometer legt er im Jahr zurück, eine Strecke, über die er genau Buch führt. 40-50 Verkehrs-Apps hat er auf seinem Handy, die er testet, sobald er in eine neue Stadt kommt. Besonders begeistert ist er von ganzheitlichen Lösungen, die zu jeder Zeit, für jeden Anspruch genau das richtige Fortbewegungsmittel finden. Für die Studierenden ist deshalb sein Rat: „Probieren Sie es selbst aus, sie werden tolle Erfahrungen machen!"

 

Über Porsche Consulting
Die erfolgreiche Umstrukturierung des Sportwagenherstellers Porsche gab den Anlass, 1994 die Managementberatung Porsche Consulting zu gründen. Damals brachte die Überwindung der schweren Krise Porsche so viel Erfahrung und Wissen, dass die Idee entstand, diese Kompetenz auch anderen Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Vier Porsche-Mitarbeiter gehörten zum Gründungsteam von Porsche Consulting. Aus dem kleinen Büro in Zuffenhausen ist inzwischen eine weltweit tätige Beratungsgesellschaft geworden – mit Standorten in Stuttgart, Hamburg, München, Berlin, Frankfurt am Main, Mailand, Paris, São Paulo, Atlanta, Palo Alto, Peking und Shanghai. 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter viele Ingenieure und Wirtschaftswissenschaftler, übertragen erprobte Lösungen aus der Automobilindustrie auf andere Branchen. Eberhard Weiblen, der als fünfter Mann an Bord kam, ist heute Chairman of the Executive Board.

Über den Students‘ Executive Talk
Der Students‘ Executive Talk ist eine Veranstaltungsreihe für die Studierenden der DHBW Heilbronn, die jungen Menschen die Chance gibt, Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft hautnah zu erleben und von deren Erfahrungen zu profitieren. In der Reihe herausragender Persönlichkeiten befinden sich unter anderem Reinhold Würth, Uschi Glas, Norbert Haug, Joachim Rukwied und Peter Bofinger.