Zeichen der Wandlung - Ausstellung an der DHBW Heilbronn eröffnet

Düstere Gedankenwolken, Homunculi in einer dunklen zerklüfteten Landschaft, bunte Familienportraits und knallige Mischwesen – auf den ersten Blick haben diese Bilder nichts gemeinsam und doch sind sie 24 Antworten auf dieselbe Frage: Was ist Freiheit? 24 Künstler*innen der Kunstschule Malte Wiethüchter stellen seit dem 13. Oktober 2022 an der DHBW Heilbronn ihre neue Werkschau „Zeichen der Wandlung“ aus und blicken zusammen auf die Pandemiejahre 2020-2022 zurück. Zur Vernissage am Donnerstagabend kamen über 150 Besucher*innen.

Auf den Wänden der DHBW Heilbronn bricht sich seit gestern wieder eine enorme Fülle an Farben, Motiven und Gedanken Bahn. Zum ersten Mal seit vielen Jahren werden alle Stockwerke im gesamten Gebäude bespielt – mit großen Acrylwänden, Skulpturen aus Ton, Holz und Papier, in kleinen Formaten in der Petersburger Hängung und immer wieder Farbe, Farbe, Farbe. Das Po-tential des Gebäudes war einer der Gründe, warum sich die Schüler*innen und Malte Wiethüchter, 75, für die DHBW Heilbronn entschieden haben. In einer Retrospektive lassen sie die letzten zwei Jahre der Pandemie Revue passieren und zeigen mit drei Themenschwerpunkten, wie sich Künstler*in, Gesellschaft, Gefühle und Gedanken in dieser surrealen Zeit gewandelt haben.

„Die DHBW Heilbronn freut sich, der Kunst einen Raum zu geben, vor allem nach einer Zeit, in der Kulturschaffenden der Zugang zum Publikum erschwert wurde“, so Rektorin Prof. Dr. Nicole Graf bei der Eröffnung der Vernissage. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Sebastian Erlewein am Cello.

„Als wir uns im Frühjahr 2020 nach vielen Monaten der Isolation zum ersten Mal wieder getroffen haben, war das wie ein Befreiungsschlag“, so Wiethüchter über die Initialzündung zur Ausstellung. Die Fragen „Wie geht es mir jetzt in der Pandemie?“  und „Wie sieht dieser Moment aus?“ sind auf fruchtbaren Boden gefallen. Zum ersten Mal seit Wochen konnten die Schüler*innen ihr Inne-res nach außen kehren und ihre Gefühle in Kunst umsetzen. Nach der ersten Momentaufnahme ging die Reise weiter in die „Phantastischen Gärten“, die von Mischwesen bevölkert, mit dunkler Flora bepflanzt und von explodierenden Farben bis zur minimalistischen Darstellung alles aufbieten. Den Abschluss der Reise bildete dann die Frage, ob wir in unserem Denken, Fühlen und Handeln wirklich frei sind.

Heilbronn ist mittlerweile ein fruchtbarer Ort für Künstler geworden. Eine der ersten Institutionen in der heutigen Wissensstadt ist die Freie Kunstschule „Malte“, die vor 31 Jahren ihre Türen geöffnet hat. „Ich war gerade dabei, meine erste Werkschau in der Wilhelmstraße vorzubereiten, damals noch in einer alten Druckerei. Alles war noch voller Schmutz und Staub.“ Dann standen plötzlich Eltern vor der Tür, die von Wiethüchter gehört hatten und fragten, ob er ihre Kinder unterrichten könnte. „Es ist einfach so passiert“, so Wiethüchter. Seitdem ist die Zahl seiner mittlerweile erwachsenen Schüler*innen auf 50 angewachsen.

Im Raum Heilbronn stellt die Schule seit vielen Jahren öffentlich aus, z. B. im ZEAG Gebäude und in der Handwerkskammer. Eins der Highlights war die gemeinsame Ausstellung mit den Insassen der JVA Heilbronn. Seit mittlerweile 19 Jahren leitet Wiethüchter dort die Kunstgruppe und bringt „Kunst in den Knast“, wie er sagt. Die Kunstschule ist für Anfänger und Fortgeschrittene geöffnet, einmal in der Woche treffen sich alle zwei Stunden zum Zeichnen, Ma-len und Gestalten. Manche Studierende sind schon über fünf Jahre dabei, die ersten haben eigene Ausstellungen organisiert und sind Mitglieder im Künst-lerbund Heilbronn.  

Wiethüchter hat erst später im Leben zur seiner Berufung als Lehrer gefunden: seine Stationen reichten von Schreinerlehre bis zum Studium der Bildhauerei, von Pforzheim bis nach Sao Paolo. Doch über 30 Jahre Erfolg und begeisterte Generationen von Schülern lassen an der besonderen Begabung keinen Zwei-fel. Wiethüchter ist eins besonders wichtig: „Meine Studenten sollen sich weg von der naturalistischen Darstellung bewegen. Wenn wir uns mit einem Thema oder Objekt beschäftigen, diskutieren wir, schauen, was es mit unseren Gefühlen und Gedanken macht. Ein Baum zum Beispiel ist mehr als die Summe seiner Äste und Blätter, er kann auch für das Mütterliche und eine Verwurzelung stehen.“

Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten der DHBW Heilbronn (Mo – Fr von 08:00 – 17:00 Uhr) bis Anfang 2023 besichtigt werden.