Von Beratungsbetrug und Nähminuten

Als verantwortlicher Vorstand für Marketing, Einkauf und Vertrieb und Präsident der IIC- INTERSPORT International Corp. steht Klaus Jost seit 2001 an der Spitze von INTERSPORT, dem weltweit größten Einkaufsverbund von Sportfachhändlern.

INTERSPORT-Vorstand Klaus Jost stellt sich den Fragen künftiger Sportmanager

Am vergangenen Freitag stellte er sich im Rahmen der Vorlesung »Vertriebskonzepte in Sportartikelindustrie und -handel« den Fragen des Abschlussjahrgangs BWL-Sportmanagement der Dualen Hochschule Baden-Württemberg am Campus Heilbronn. Im Alter der Studierenden, also bereits mit 21 Jahren, übernahm der gebürtige Frankfurter die Geschäftsführung eines Mode- und Sportgeschäftes in Krefeld-Uerdingen und in Solingen. Nach Stationen bei Adidas und Sport 2000 wurde er im November 2000 vom INTERSPORT-Aufsichtsrat zum Vorstand für die Bereiche Einkauf, Marketing und Vertrieb berufen und führt gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Kim Roether die INTERSPORT Deutschland eG. In diesem Genossenschaftsverbund haben sich 1.500 Sportgeschäfte in ganz Deutschland zusammengeschlossen, der Umsatz liegt bei rund 2,8 Milliarden Euro pro Jahr. International gehören etwa 5.700 Fachgeschäfte in über 60 Ländern zur INTERSPORT International Corporation, weltweit lag der Umsatz zuletzt bei etwa 10,5 Milliarden Euro.

Von der Entwicklung des Sportmarktes und der aktuellen Trendsportarten über Produktionsabläufe und Vertrieb bis hin zu persönlichen Fragen nach dem eigenen Werdegang und den Überzeugungen des Menschen Klaus Jost - die Studentinnen und Studenten der Dualen Hochschule nutzen die Gelegenheit, von ihrem Gast Informationen aus erster Hand zu erhalten. So antwortete Jost zum Beispiel auf die Frage nach regionalem Einkauf, wie er für Lebensmittel wie Fleisch und Wurst nicht erst seit BSE und Gammelfleisch populär ist,  mit einer  differenzierten Erklärung. Der Wert von Bekleidung errechnet sich u.a. aus den benötigten »Nähminuten«, die für ein klassisches Poloshirt bei etwa 30-40 Minuten liegen. »Bei einem Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde können wir im Hochpreissegment in der Region, z.B. auf der Schwäbischen Alb, produzieren lassen, im Mittel- und Niedrigpreissegment funktioniert das nicht.«

Ähnlich komplex ist die Situation beim Thema »Beratungsdiebstahl« – der Händler kann sich zum Beispiel eine aufwändige Laufschuhanalyse vergüten lassen und dem Kunden beim Kauf der Schuhe im Laden diesen Betrag wieder gutschreiben. Das sei allerdings bei höchstens zwei Prozent unserer Produkte möglich – in allen anderen Fällen kann sich der Kunde im Laden beraten lassen und das Produkt anschließend möglichst günstig im Internet kaufen – derzeit sei das Einstellungssache, die Schnäppchenmentalität (noch?) weit verbreitet.

Auf die Frage nach der bevorstehenden Fußballweltmeisterschaft erklärt der Leichtathlet und passionierte Läufer Jost den Studenten, dass »das Thema für uns fast schon durch« sei: »Wir legen im Vorfeld großer Sportevents mit Partnern wie Adidas, Puma uns Nike exklusive Produktlinien, in diesem Jahr eine Messi-Sonderlinie, auf« –während der WM gehört das Feld den offiziellen FIFA-Sponsoren.

Vielen Dank an unseren Dozenten Robin Zapf, der die Fragerunde mit Klaus Jost organisiert hat,  und an INTERSPORT-Vorstand Klaus Jost für seine Zeit und Offenheit.