Spitzensportlerin Carina Bär-Mennigen im Students‘ Executive Talk an der DHBW Heilbronn

Beim Students‘ Executive Talk am Montag in der Aula am Bildungscampus spricht die Goldmedaillen-Gewinnerin von 2016 und die einzige Olympiasiegerin Heilbronns über ihre Anfänge bei den Ruderschwaben, aber auch über sportliche Rückschläge in Peking und der Balance zwischen Wettkampftraining und Medizinstudium. Der Students‘ Executive Talk fand in Zusammenarbeit mit der VHS Heilbronn statt.

Genau betrachtet startete die Karriere von Carina Baer bei einer Klassenfahrt in den Schwarzwald, zwischen Laichingen und dem Blautopf. Nach einer stundenlangen Wanderung in sengender Hitze beobachtete ihr damaliger Lehrer und späterer Förderer und Trainer Marco Haaf, dass die 14-Jährige als einziges Mädchen den Jungs auf dem Fußballplatz folgte und kickte. Das war der Moment, an dem er dachte: „Die hat Kraft, Kondition und vor allem Kerle (Anmerk.d. Red: Biss)!“ Ihrer Entdeckung folgten die ersten zwei Monate im Einer, das Trainingslager in Tunesien und dann der Anfang bei den Ruderschwaben. Es habe sich gut angefühlt, immer besser zu werden, reflektierte Baer ihre Motivation und Entscheidung, beim Rudersport zu bleiben.

Zwischen Dortmunder Hafenzentrum und Bochumer Universität
Dass der Profisport nicht ein Leben lang funktionieren würde, darüber war Bär sich schon als Schülerin im Klaren. Etwas länger brauchte sie für ihre Berufswahl, aber sie entschied sich letztendlich für die Humanmedizin. Es war ein Glücksfall, so Baer, dass Uni und Trainingsgelände nicht weit auseinanderlagen und sie beide Ziele parallel verfolgen konnte. Geholfen haben ihr enge Absprachen zwischen Universität und Traningszentrum, Aufgabenteilungen mit den drei Kommilitoninnen, die mit ihr gemeinsam trainierten und natürlich der Verzicht: auf Schlaf, auf Alkohol und studentische Partys. In ihrem Trainingsspind hangen Bilder der nächsten Wettkampfstrecke, um ihre sportlichen Ziele nie aus den Augen zu verlieren.

Lektionen aus dem Spitzensport für das Leben
Das Düsseldorfer Hafenbecken war umringt von Industrie und die Trainingsfläche weit entfernt vom idealen spiegelglatten Wasser, das Ruderer bevorzugen. Aber Baer entschied sich, aus den widrigen Trainingsbedingungen das Beste zu machen. Denn, irgendwann ein Jahr vor der Qualifikation für London 2012, wurde ihr klar, dass sie bis zum Wettkampf nur noch eine begrenzte Anzahl an Ruderschlägen zur Verfügung hat und das wirklich jeder Moment zählt. Diese Erkenntnis ist auch das Motto, mit dem sie ihren Vortrag überschrieb.

Gerade wenn man in einer solch engen Einheit als Team funktionieren muss wie im Ruder-Vierer, braucht es klare Regeln, die helfen, die Distanz zu wahren, aber gleichzeitig als Team zu wachsen. Möglichst viel Feedback zu geben im Team ist essentiell, denn jede Pereson bringt eine andere Wahrnehmung der Leistung in die Diskussion, auf die man nicht verzichten kann. Es ist auch wichtig, Konflikte zwar anzusprechen, aber nicht größer zu machen, als sie eigentlich sind. Um als Team enger zusammenzuwachsen, habe ihnen ein Ritual geholfen: Vor jedem Wettkampf habe die Bugfrau begonnen, auf das Boot zu klopfen. Dann fielen die anderen ein – immer schneller, immer lauter, bis die Kakaphonie in einem lauten Schrei endete. Vielleicht habe das auch ihre Gegner eingeschüchtert, vermutete Bär, leicht lächelnd.   

Der Sport nach dem Profisport
Während Rektorin Prof. Dr. Nicole Graf in bewährter Weise die jungen Studierenden und jung Gebliebenen zum Vortrag begrüßte, moderierte Peter Hawighorst, Leiter der VHS Heilbronn, die offizielle Fragerunde und leitete mit der Frage ein, welche Rolle der Sport heute noch in ihrem Leben spielt. Sie versuche, jeden Tag eine Stunde zu trainieren. Leider sei sie selten auf dem Wasser, aber sie jogge, mache Krafttraining oder fahre Rad. Sport, so Baer, dient heute mehr dem Ausgleich und der Gesunderhaltung.

Wie schwer wiegt der Erfolg?
450 Gramm – so schwer ist eine olympische Goldmedaille. Sie ist lediglich vergoldet und besteht zum größten Teil aus Silber. Es gibt allerdings die Bedingung, dass mindestens sechs Gramm Gold verwendet werden müssen. Doch das ist allein der materielle Wert, der Erfolg wiegt naturgemäß viel schwerer. Während des Rennens blicken die Ruderer nicht zurück, erst im Ziel weiß man, ob man gewonnen hat. Wann man es dann realisiert – trotz der Ehrungen und Feiern – ist eine andere Frage. Zum Abschluss des Vortrags findet sich Carina Bär sitzend auf der Bühne, umringt von Studierenden und VHS-Gästen, die die Medaillen einmal in den Händen halten wollen, fotografieren und Fragen stellen.